Der Praxisalltag...
Erkrankungen mit hormonellem Hintergrund häufen sich immer mehr - sei es in Bezug auf die Schilddrüse, die Nebennieren oder die Geschlechtshormone. Gleichzeitig steckt die wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich noch in den Kinderschuhen und die meisten hormonellen Zusammenhänge sind noch gar nicht erforscht. So empfiehlt es sich, besonders im Bereich der Hormone umsichtig zu arbeiten.
Grundsätzliches zu Hormonen...
Hormone entfalten ihre Wirkung grundsätzlich erst durch Andocken an ihren jeweiligen Rezeptor – ohne diesen Rezeptor bleibt das Hormon wirkungslos. Nach dem Andocken des Hormons gibt der Rezeptor eine Rückmeldung an die Hypophyse als oberste Schaltzentrale des Hormonhaushalts, dass dieses Hormon nun am Rezeptor angekommen ist und seine Produktion deshalb zurückgefahren werden kann. Der Rezeptor kann nicht unterscheiden, ob das angedockte Hormon vom Körper selbst hergestellt wurde oder per (Schilddrüsen-)Tablette, (Hormon-)Creme oder (Cortison-) Spray von außen zugeführt wurde.
Das bedeutet: Werden Hormone in den Körper eingebracht, wie beispielsweise bei der Einnahme von Schildrüsentabletten oder der Anti-Baby-Pille, fährt der Körper die eigene Produktion des entsprechenden Hormons automatisch zurück, um einem Überschuss vorzubeugen. Auf Dauer kann dies auch zum Rückgang des hormonproduzierenden Gewebes (z.B. Schilddrüse) führen, denn dies wird bei Einbringung der Hormone von außen ja auch immer weniger gebraucht.
Das Absetzen der zugeführten Hormone muss somit immer mit großer Umsicht geschehen, um dem Körper im Ausschleichprozess ausreichend Zeit zu geben, die Hormonproduktion selbst wieder aufzunehmen.
Die gängige Hormonbehandlung...
Wird der Mangel an einem Hormon festgestellt (ein Laborbericht sollte hierfür die Grundvoraussetzung sein), so wird das fehlende Hormon per Tablette / Creme / Spray eingebracht. Hierbei ist unwesentlich, ob es sich um ein künstlich hergestelltes oder um ein bioidentisches Hormon handelt – es wird von außen zugeführt und dockt an den entsprechenden Rezeptor an, mit der oben beschriebenen Konsequenz.
Meine Alternative...
Ziel ist, den Körper wieder in die Lage zu versetzen, die Hormonproduktion eigenständig zu bewerkstelligen. Zur Feststellung der Ausgangslage ist zunächst einmal ein Laborbericht wichtig. Manche Hormone können im Blut bestimmt werden (z.B. die Schilddrüsenhormone), bei einigen anderen Hormonen (z.B. Cortisol aus den Nebennieren oder bei den Geschlechtshormonen) erscheint mir die Messung im Speichel aussagekräftiger.
Nachdem feststeht, welches Hormon im Defizit oder Überschuss vorliegt, werden pflanzliche Mischungen eingesetzt, die entweder – im Fall eines Defizits - die für dieses Hormon zuständige Drüse im Körper anregen sollen, wieder vermehrt zu produzieren, oder – im Fall eines Überschusses – die für den Gegenspieler zuständige Hormondrüse zur vermehrten Produktion bewegen sollen, so dass letztendlich das hormonelle Gleichgewicht möglichst wieder hergestellt wird. Eine solche Vorgehensweise kann natürlich umso schneller greifen, je früher man die Störung entdeckt und behandelt.
Außerdem gilt es diverse Interaktionen zu berücksichtigen. So ist z.B. ein reibungsloser Ablauf in der Leber auch für die Schilddrüse wesentlich, da erst hier der größte Anteil des Speicherhormons T4 in das stoffwechselaktive T3 umgewandelt wird. Auch das richtige Säureverhältnis im Darm ist von Bedeutung, damit das aufgenommene Jod dort in Jodid umgewandelt werden kann, denn erst als Jodid kann es in der Schilddrüse wirken. Und nicht zu vergessen sind die Mineralstoffe und Spurenelemente, die alle in ausreichender Menge vorhanden sein müssen, um den ordnungsgemäßen Ablauf im Hormonhaushalt zu gewährleisten.
Das Minimum in der Schilddrüsendiagnostik...
Bei der Schilddrüsendiagnostik ist es nach meiner Einschätzung nicht ausreichend, lediglich den TSH-Wert zu bestimmen, denn dieser Wert zeigt nur an, ob die Hypophyse die Schilddrüse anschiebt oder bremst oder nichts von beidem. Erst durch die zusätzliche Messung von fT3 und fT4 kann näher eingegrenzt werden, ob evtl. der Darm oder die Leber oder ein Mangel an Mikronährstoffen in die Schwierigkeiten der Schilddrüse mit reinspielt.
Denn...
Der menschliche Körper besteht aus einem Kreislauf und es empfiehlt sich – nicht nur, aber besonders – im Bereich der Hormone alle Co-Faktoren, die an der Problematik beteiligt sein könnten, gleichermaßen mit zu berücksichtigen. Denn was an der einen Stelle schief läuft, muss an anderer Stelle kompensiert werden....